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Der Klimawandel in Unterfranken – Wie verändert die Klimakrise unser Leben?

Etwa 50 Zuhörer hatten sich am 22. Oktober in die Alte Knabenschule eingefunden, um sich von Prof. Heiko Paeth über diese existenzielle Frage informieren zu lassen.

Der Geologe und Klimawissenschaftler von der Universität Würzburg erläuterte die komplexe Thematik mithilfe globaler und regionaler Diagramme auch für Laien anschaulich und kurzweilig – immer wieder garniert mit einer Prise Humor. Doch so richtig gute Laune konnte angesichts der recht düsteren Prognosen nicht aufkommen.

Denn gerade Unterfranken gehört in Deutschland zu den Regionen, die vom Klimawandel besonders hart betroffen sind; eine Entwicklung, die bereits im Gange ist, ihre volle Wucht aber erst noch entfalten wird.

Da ist zum einen der Temperaturanstieg, der sich hier bereits doppelt so schnell vollzogen hat als im globalen Durchschnitt: Die 1,5-Grad-Marke ist im Raum Würzburg schon längst überschritten. Dabei fällt vor allem die Häufung der Hitzetage auf, die mit sogenannten Tropennächten einhergehen, bei denen die Temperatur nicht unter 20°C fällt. Das führt besonders bei älteren Menschen zu einer hohen gesundheitlichen Belastung und erhöht sogar die Sterberate.

Bei den Niederschlägen werden sich die Extreme noch häufiger zeigen: Einerseits lange Trockenperioden, die schon jetzt der Land- und Forstwirtschaft schwer zusetzen, andererseits Starkregen, der vom verdichteten Boden nicht aufgenommen werden kann. Die scheinbar widersprüchlichen Folgen sind Überschwemmungen neben einem Absinken des Grundwasserspiegels und der zeitweiligen Austrocknung kleinerer Gewässer wie der Pleichach. Wassermangel dürfte zur größten Herausforderung werden, die uns die Klimakrise in Unterfranken bereitet. Um sich dafür zu wappnen, müsste die Bodenversiegelung gestoppt, der Niederschlag besser gespeichert und das Wasser vor allem in der Landwirtschaft intelligenter genutzt werden.

Was uns hier zukünftig erwartet, machte Klimatologe Paeth anhand von Vergleichen anschaulich: In 50 Jahren dürfte unser Klima den jetzigen Bedingungen in Burgund entsprechen, am Ende des Jahrhunderts denen von Südfrankreich, eine Zeitspanne, die die meisten der heute Geborenen noch erleben werden. Das wird nicht nur für die Vegetation enorme Anpassungsleistungen erfordern.

Aber er wies auch immer wieder darauf hin, wie unsicher solche Vorhersagen sind. Abhängig davon, ob wir wirksame Maßnahmen ergreifen oder weitermachen wie bisher, könnte es noch deutlich dramatischer werden. Dass die globale Erwärmung nicht auf 1,5°C begrenzt werden könne, sei schon so gut wie sicher. Aber dennoch mache jedes zehntel Grad mehr oder weniger große Unterschiede. Deshalb sei es auch wichtig, weiterhin für Klimaschutz zu kämpfen.

Prof. Paeth tut dies übrigens nicht nur als Wissenschaftler, sondern auch als Lokalpolitiker. An seinem Wohnort Thüngersheim setzt er sich im Gemeinderat beispielsweise konsequent gegen Bodenversiegelung und damit gegen die Ausweisung neuer Wohngebiete ein.

Sein fundiertes Wissen stellte unser Gast auch nach dem Vortrag noch unter Beweis: Aus dem Publikum kamen zahlreiche Fragen unterschiedlichster Art, auf die er keine Antwort schuldig blieb.

 

Wolfram Bieber