IGU lud Frauen zum Wahltreff ein

Derzeit sitzen im Rimparer Marktgemeinderat drei Frauen und 17 Männer. Für den neuen Gemeinderat, der am 15. März 2020 gewählt wird, kandidieren 69 Personen – 20 Frauen und 49 Männer. Obwohl auch in Rimpar die Frauen mehr als die Hälfte der Bevölkerung stellen.

Grund genug, um diesem Phänomen auf den Grund zu gehen, meinten die neun Kandidatinnen, die sich für die Interessengemeinschaft Umwelt – IGU für Rimpar zur Wahl stellen. Bürgermeisterkandidatin Margarete May-Page (Rimpar) hatte sich gemeinsam mit Gemeinderatskandidatin Christine Frötschner (Gramschatz) Gedanken zu diesem Thema gemacht. Die IGU lud dazu die Kürnacher Landtagsabgeordnete Kerstin Celina (Bündnis 90/Die Grünen) ein. Und es gab spannende Erkenntnisse.

Einig waren sich die Frauen, rund 30 waren anwesend im Bischof-Schmitt-Haus, dass „Politik eine viel zu ernste Sache ist, als dass man sie allein den Männern überlassen könnte“, so heißt es im Zitat von Käte Strobel. „Politik ist noch immer mehrheitlich das Geschäft der dunklen Anzüge“, stellte Margarete May-Page fest. Das soll sich in Rimpar bald ändern.

Quotenregelung bringt mehr Frauen in die Politik

„Stellen Sie sich das mal vor, wenn im bayerischen Landtag zwei Frauen sitzen, dann kommen daneben acht Männer“, rief Celina in die Runde. Mit nur 27 Prozent ist der Frauenanteil im Maximilianeum derzeit für engagierte Frau deprimierend.

Statistiken beweisen, dass schon die freiwillig auferlegte Quotenregelung, die es bei Grünen, Linken und SPD gibt, den weiblichen Anteil in den Parteien nach oben treibt. Und damit auch den Anteil der weiblichen Abgeordneten: Die SPD kann mit 50 % Frauenanteil punkten, die Grünen mit 47 % Frauen, dahinter folgen mit je 21 % die CSU und die Freien Wähler, so Celina. Ohne verbindliche Quotenregelung wird es bei der derzeitigen Entwicklung (1996: 2,2 % Frauen im Landtag, 2014: 9 %) noch bis ins Jahr 2038 dauern, bis der Frauenanteil bei rund 44 % liegt, und das bei einem Bevölkerungsanteil von mehr als 50 Prozent.

Kerstin Celina zitierte Landtagspräsidentin Ilse Aigner, die wie Barbara Stamm auch für die CSU längst eine verpflichtende Frauenquote fordert: „Die Kombination aus Männern und Frauen macht unser Land stark. Wir können und wir wollen nicht auf die eine Seite verzichten.“

Auch in den Gemeinde- und Stadträten des Landkreises sieht es nicht anders aus: derzeit sitzen dort 172 Frauen und 578 Männer (22,93% Frauen). Von 52 Bürgermeistersesseln sind im Landkreis Würzburg derzeit zehn von Frauen besetzt (19 %). Das soll sich mit der Kommunalwahl am 15. März dringend ändern, dafür kämpfen Margarete May-Page und ihre Mitstreiterinnen von der IGU für Rimpar.

Frauen sind selbstkritischer als Männer

Warum stellen sich noch immer viel weniger Frauen als Männer zur Wahl? Die klassische Rollenverteilung mit der damit einhergehenden Doppel- und Dreifachbelastung der Frauen mit Familie, Hausarbeit und Beruf ist sicher ein Grund, warum Frauen vor verantwortungsvollen und zeitintensiven Ehrenämtern zurückschrecken. Deshalb sind sie auch im vorpolitischen Raum, als Vorsitzende von Vereinen und Verbänden, weniger vertreten als Männer – und somit fehlen ihnen bei einer Kandidatur dann das Netzwerk und die Bekanntheit in der Öffentlichkeit. Frauen fragen sich auch selbstkritischer: Schaffe ich das alles? Kann ich, was dann von mir verlangt wird? Und auch andere Frauen hinterfragen Kandidatinnen manchmal kritisch: Warum traut ausgerechnet die sich das zu? Wer kümmert sich dann um ihre Kinder? Wer macht den Haushalt? – Fragen, die einem engagierten Mann eher seltener gestellt werden.

Es braucht mutige Frauen

Auch Margarete May-Page hat sich solche Fragen gestellt und sich anhören müssen – und war dennoch mutig genug, nun, mit 50jähriger Lebenserfahrung und 30jähriger Verwaltungserfahrung als Bürgermeisterkandidatin anzutreten. „Wir Frauen sollten einander unterstützen und ermutigen, nur so können wir der weiblichen Perspektive in unserer Gemeinde ein stärkeres Gewicht geben, und das ist für alle ein Gewinn, die in Rimpar, Maidbronn und Gramschatz gut leben wollen“, betonte May-Page. Sie will dafür kämpfen, dass es wieder ein Seniorenpflegeheim in Rimpar gibt, für ausreichend Kinderbetreuungsplätze, für sichere Schulwege, für eine attraktive Gemeindebücherei und mehr Grün und Aufenthaltsqualität in den Ortsteilen. Und: Bei allen Entscheidungen der Gemeinde soll der Umwelt- und Naturschutz beachtet werden.