Die IGU Rimpar hatte eingeladen, ihr Arbeitskreis Kultur die Veranstaltung organisiert - und man konnte beste Unterhaltung auf hohem Niveau liefern: Eine große Bandbreite von Songs und Schlagern aus den Zwanzigerjahren und viele spannende Informationen über diese Zeit, präsentiert von vier bestens aufgelegten Protagonisten.
Nicht nur mit Koketterie wie in der Rolle der „feschen Lola“ glänzte die Sopranistin Katja Woitsch mit ihrer wandlungsfähigen Stimme: mal verführerisch als „Salome“, mal fein ironisch als „Dame von der alten Schule“; hier matt und ausgezehrt als „Hungerkünstlerin“, dort proletarisch-derb in der „Ballade vom angenehmen Leben“. Für besondere Begeisterung, zumindest beim weiblichen Teil des Publikums, sorgte der Aufruf „Raus mit den Männern aus dem Reichstag“, zumal bei der Abwandlung in „...Gemeinderat“.
Unter anderem bei diesem Song wurde klar, wie aktuell viele der Themen, die bereits in den 1920er Jahren auf der Tagesordnung standen, heute noch sind. Auch hundert Jahre nach Einführung des Frauenwahlrechts zeigt sich immer noch ein deutlich ungleiches Verhältnis der Geschlechter in vielen Parlamenten. Diese und viele andere Informationen boten die Texte zwischen den musikalischen Darbietungen. Moderatorin Imke Bieber hatte dazu ausführlich recherchiert und führte gleichermaßen informativ wie unterhaltsam die Welt der nicht nur „Goldenen“ Zwanziger vor Augen: einerseits eine beispiellose kulturelle Blüte vor allem in Berlin, rauschende Feste in Bars und auf den Bühnen der Hauptstadt, gesellschaftliche Errungenschaften – andererseits soziale Not breiter Massen und die heraufziehende Dämmerung der jungen Weimarer Demokratie.
Dass Imke Bieber nicht nur eine überzeugende Sprecherin abgibt, stellte sie im „Eifersuchtsduett“ aus der Dreigroschenoper unter Beweis. Hier lieferte sie sich mit Katja Woitsch ein Duell in den höchsten Tönen. Nur als stummes Streitobjekt zwischen den Fronten durfte Wolfram Bieber diesen Zickenkrieg verfolgen, während er an anderen Stellen als wandelbarer Tenor die Gesangsbeiträge komplettierte.
Meisterlich begleitet wurden alle Songs durch Bernhard Kuffer am Piano, der auch immer wieder einfühlsam mit improvisierten Zwischenmusiken die passende Stimmung zur jeweiligen Thematik erzeugte. Die Reaktionen der rund 70 Zuhörer*innen in der Alten Knabenschule zeugten von einem äußerst gelungenen Abend.
Wolfram Bieber